Museen & AusstellungenVorträge & Tagungen

Dortmund: „RevierGestalten – Von Orten und Menschen“ im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern ab dem 23. Februar 2018

titelbild_quer_2000
Die Schau zum Ende des Steinkohlenbergbaus richtet den Blick auf Orte des Wandels und stellt Frauen und Männer vor, die den Prozess beeinflusst und miterlebt haben. Fotografien, Filme, Dokumente und Exponate wie Modelle, Banner, Werkzeuge, Kleidungsstücke und Instrumente veranschaulichen, so die Initiatoren weiter,  den Weg von der Zeche zum Museum, den Kampf um Zechensiedlungen sowie die Umnutzung industrieller Gebäude. In Videos erzählen Nachfahren ehemaliger „Zolleraner“, welche Spuren die Bergbauvergangenheit in ihrem Leben hinterlassen hat…

Von Orten

Im Erdgeschoss der historischen Zechenwerkstatt erzählt das LWL-Industriemuseum zunächst seine eigene Geschichte: Es geht um den Werdegang der Zeche Zollern von der Schließung bis zur Einrichtung als Museum. Zeitungsausschnitte, Fotos und Interviews zeigen Beteiligte und Motive der damaligen Rettung. Prospekte erinnern an die frühen 1980er Jahre, als ein Möbelhändler die Lohnhalle als Verkaufsraum nutzte. Rosa Gummistiefel gehörten zur Schutzkleidung einer Wissenschaftlerin, die in den 1980ern Akten der Zeche Zollern sichtete. Kauenkörbe und Werkzeuge stehen für den Grundstock der heutigen Museumssammlung.

Kampf um Siedlungen

Viel Raum widmete das Ausstellungsteam dem Kampf um Zechensiedlungen im Revier – Eisenheim in Oberhausen, Rheinpreußen in Duisburg, die Auguststraße in Gelsenkirchen und die Alte Kolonie Eving in Dortmund haben alle ihre eigene Geschichte. Manche Initiativen waren erfolgreich, andere konnten den Abrissbagger nicht stoppen. Gemeinsam aber ist allen, dass Menschen sich zusammen taten, um für ihr zu Hause und ihr soziales Umfeld zu kämpfen. So zeigt ein Plakat aus dem Jahr 1981 protestierende Frauen in der Gelsenkirchener Auguststraße, unter ihnen die 85 jährige „Oma Kiliman“, die damals als „älteste Hausbesetzerin der Republik“ in die Geschichte einging.

Ein Original Banner aus dem Jahr 1979 hängt über einem Großfoto von Frauen aus der Siedlung Rheinpreußen im Hungerstreik. Auch hören und sehen kann man den Protest um die Duisburger Koloniehäuser: An der Vitrine mit der “Quetsch“ von Frank Baier erklingen seine   “Lieder aus Rheinpreußen“, und Ausschnitte aus dem Film „Gegen Spekulanten“ von 1976 veranschaulichen den damaligen Kampf.

Weniger erfolgreich waren Jahre zuvor die Bewohner der Dortmunder Siedlung Alter Clarenberg: Ein Fenster mit weißem Kreuz erinnert an den vergeblichen Kampf um den Erhalt der Kolonie in den 1960er Jahren. Die Häuser der letzten Bewohner wurden mit diesem Zeichen markiert, bevor auch dort der Abrissbagger anrückte, um Platz zu machen für eine moderne Hochhaussiedung.

Karten und Modelle veranschaulichen die Stadt  und Siedlungsplanung im Revier seit den 1960er Jahren. Dem Blick in die Geschichte fügt die Ausstellung mit Planspielen für die Brache des Dortmunder Unternehmens Hoesch Spundwand ein aktuelles Beispiel hinzu.

Kulturzentren

Als erfolgreiches Muster für die Nutzung ehemaliger Industriegebäude als Kulturorte stellt die Ausstellung den Bahnhof Langendreer in Bochum und die Essener Zeche Carl vor. Beides Beispiele für eine starke Bewegung von unten, die sich ihre Freiräume im Ruhrgebiet erobert und stillgelegte Industriegebäude neu genutzt hat. Mancher hat hier klein angefangen: So hatte die Thrash-Metal-Band „Kreator“, die mit zwei Millionen verkauften Alben weltweit Ruhm erlangte, in der Zeche Carl ihren ersten Proberaum. Sänger “Mille“ Petrozza stellte seine Gitarre für die Ausstellung zur Verfügung. Ein altes Mischpult aus der Frühzeit der Zeche Carl steht für die Erfolgsgeschichte der Firma TDA, heute eins der bundesweit größten Unternehmen für Veranstaltungstechnik.

Ausschnitte aus dem Film „Das Gegenteil von Grau“ zeigen aktuelle Initiativen im Ruhrgebiet und beantworten die Frage, was die Menschen im Revier dazu bewegt, aktiv zu werden und ihr Umfeld zu gestalten.

Auf einem stilisierten „Marktplatz“ in der Mitte der Ausstellungsfläche können die Museumsbesucher in alten Zeitungen blättern oder auf Ruhebänken aus Paletten eine Runde Memory spielen: Den ersten Satz der Motive bekommen sie am Eingang in einem Kiosk ausgehändigt, das jeweils zweite Stück können sie an den einzelnen Ausstellungsstationen einsammeln.

Von Menschen

Auf der Galerie im Obergeschoss der historischen Zechenwerkstatt stellt das LWL- Industriemuseum ehemalige „Zolleraner“ Bergleute und deren Nachfahren vor. Mit acht Familien haben die Ausstellungsmacherinnen Kontakt aufgenommen und Interviews geführt. Sie wollten wissen, welche Rolle der Bergbau für die Kinder, Enkel oder Urenkel der aktiven Generation noch hat und was die wandelnde Industrielandschaft für jeden einzelnen bedeutet. Auf Bänken, oder auch mal bequem im Liegestuhl, können sich die Besucher vor Bildschirmen niederlassen und sehen und hören, was die Familienmitglieder zu berichten haben. Teile der alten Interviews aus den 1980er Jahren hat das Industriemuseum nachsprechen lassen und stellt diese ebenfalls in Auszügen vor. Fotowände und Erinnerungsstücke aus dem Familienbesitz ergänzen die Präsentation.

Die jüngeren Familienmitglieder bewerten die Tätigkeit der Eltern und Großeltern und den Wandel der Industrie auf verschiedene Weise. Manche erleben die ehemaligen Industriestandorte als Symbol für die Geschichte und begrüßen die Umnutzung der Gebäude, andere wünschen sich eine Zukunft, in der man um das wirtschaftliche Fortkommen der Region stärker bemüht ist, bevor Kunst und Kultur weiter gefördert werden können.

Eigenschaften wie Zusammenhalt und Teamgeist oder eine Mentalität des „Anpackens“ “notwendig und charakteristisch für die Arbeit unter Tage“ formulieren viele Interviewpartner als typisch für die Menschen im Revier und auch als eigene Haltung. Was geblieben ist, sind nicht nur Objekte, die Eltern und Großeltern hinterlassen haben, sondern Lebenseinstellungen, Interessen und die Erinnerung an Orte und Menschen des Reviers.

Etwas Bleibendes hinterlassen können am Schluss auch die Besucher der Ausstellung: Sie sind eingeladen, Kommentare zum Ruhrgebiet und ein ausgedrucktes Selfie auf eine Pinnwand zu kleben und damit selbst zu „Reviergestalten“ zu werden.

Begleitprogramm

Jeden Sonntag um 14 Uhr finden offene Führungen durch die Ausstellung statt. Bezahlt werden muss nur der reguläre Eintritt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Begleitend zur Ausstellung bietet das LWL-Industriemuseum in Kooperation mit dem Fritz-Hüser-Institut eine Reihe von Lesungen an. Schauspieler Felix Lampert liest unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten aus Romanen, Erzählungen und Gedichten. Der Eintritt ist jeweils frei.

13.3. | 18 Uhr: Geschichten vom Pütt I:  Seilfahrt

17.4. | 18 Uhr: Geschichten vom Pütt II: Siedlung

11.9. | 18 Uhr: Geschichten vom Pütt III: Grubenpferde

9.10. | 18 Uhr: Geschichten vom Pütt IV: vor Kohle

Außerdem stehen Führungen, Filmabende und Vorträge auf dem Programm:

2.3. | 20 Uhr

Das Alte und das Neue. Film über die zahlreichen Umbrüche zwischen Zechenschließung und Movie World. Eintritt frei

18.3.| 15 Uhr

Zeitzeugengespräch. Georg Zimoch spricht über die Stilllegung von Zechen und seine eigenen Erfahrungen im Bergbau. Nur Eintritt

20.3. | 18 Uhr

Zechenhausinitiativen in den 1970er Jahren. Kuratorenführung mit Jana Flieshart und Jana

Golombek. Anschließend Filmabend mit Paul Hofmann. Eintritt frei

2.4. | 15 Uhr

Kohle. Lesung von Zeitzeugenberichten, Gedichten und anderen Texten an Stationen der Sonderausstellung „RevierGestalten“, der Dauerausstellung und den Tagesanlagen. Nur Eintritt

15.5. | 18 Uhr

Lebensgeschichte des Bergarbeiters Alfons S. Filmabend mit Christoph Hübner und Gabriele Voss, Eintritt frei

12.6. | 18 Uhr

Das Gegenteil von Grau. Filmabend mit dem Regisseur Matthias Coers und dem Filmteam von Recht auf Stadt Ruhr. Eintritt frei

In Kooperation mit dem Museum Ostwall, dem Fritz Hüser Institut und dem Kino im U findet im Kino im U außerdem die Filmreihe „Flöze weltweit“ statt. Eintritt  jeweils 7 Euro / Erm. 6 Euro. Die nächsten Termine:

16.3. | 20 Uhr

After Coal. Dokumentarfilm USA 2015, 56 Min., englische Originalversion. Im Anschluss Gespräch mit dem Filmemacher Tom Hansell

13.4. | 20 Uhr

Coal India. Dokumentarfilm D/IND 2016, 47 Min., Original mit englischen Untertiteln.  Im Anschluss Gespräch mit Filmemacher Felix Röben

25.5. | 20 Uhr

The Battle of Orgreave. Dokumentarfilm GB 2001, 64 Min., Original mit Untertiteln. Im Anschluss Filmgespräch mit den Kuratoren.

Begleitbuch

RevierGestalten. Von Orten und Menschen. Hg. LWL-Industriemuseum, Jana Flieshart und Jana Golombek,  155 Seiten, Klartext Verlag, Essen 2018, ISBN 978 3 8375 1922 8, 19,95 Euro

Laufzeit der Ausstellung: 23. Februar 2018 bis 28. Oktober 2018

Website der Ausstellung

 

Ein Cookie ist eine Textinformation, die im Browser auf dem Endgerät des Betrachters jeweils zu einer besuchten Website gespeichert werden kann. Sie helfen uns und Dritten dabei, den Internetauftritt komfortabel bereitzustellen und zu analysieren, wie unsere Seiten benutzt werden. Bitte beachten Sie: Einige Cookies von Drittanbietern (z.B. YouTube) können Ihre Daten auch in Drittländer übermitteln, welche nicht das Schutzniveau bieten, das der DS-GVO entspricht. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über die Cookie-Einstellungen unten auf der Seite widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. View more
Cookies settings
Akzeptieren
Privacy & Cookie policy
Privacy & Cookies policy
Cookie name Active

Wer wir sind

Die Adresse unserer Website ist: https://industrie-kultur.org und https://industrie-kultur.de

Kommentare

Wenn Besucher Kommentare auf der Website schreiben, sammeln wir die Daten, die im Kommentar-Formular angezeigt werden, außerdem die IP-Adresse des Besuchers und den User-Agent-String (damit wird der Browser identifiziert), um die Erkennung von Spam zu unterstützen. Aus deiner E-Mail-Adresse kann eine anonymisierte Zeichenfolge erstellt (auch Hash genannt) und dem Gravatar-Dienst übergeben werden, um zu prüfen, ob du diesen benutzt. Die Datenschutzerklärung des Gravatar-Dienstes findest du hier: https://automattic.com/privacy/. Nachdem dein Kommentar freigegeben wurde, ist dein Profilbild öffentlich im Kontext deines Kommentars sichtbar.

Medien

Wenn du ein registrierter Benutzer bist und Fotos auf diese Website lädst, solltest du vermeiden, Fotos mit einem EXIF-GPS-Standort hochzuladen. Besucher dieser Website könnten Fotos, die auf dieser Website gespeichert sind, herunterladen und deren Standort-Informationen extrahieren.

Cookies

Wenn du einen Kommentar auf unserer Website schreibst, kann das eine Einwilligung sein, deinen Namen, E-Mail-Adresse und Website in Cookies zu speichern. Dies ist eine Komfortfunktion, damit du nicht, wenn du einen weiteren Kommentar schreibst, all diese Daten erneut eingeben musst. Diese Cookies werden ein Jahr lang gespeichert. Falls du ein Konto hast und dich auf dieser Website anmeldest, werden wir ein temporäres Cookie setzen, um festzustellen, ob dein Browser Cookies akzeptiert. Dieses Cookie enthält keine personenbezogenen Daten und wird verworfen, wenn du deinen Browser schließt. Wenn du dich anmeldest, werden wir einige Cookies einrichten, um deine Anmeldeinformationen und Anzeigeoptionen zu speichern. Anmelde-Cookies verfallen nach zwei Tagen und Cookies für die Anzeigeoptionen nach einem Jahr. Falls du bei der Anmeldung „Angemeldet bleiben“ auswählst, wird deine Anmeldung zwei Wochen lang aufrechterhalten. Mit der Abmeldung aus deinem Konto werden die Anmelde-Cookies gelöscht. Wenn du einen Artikel bearbeitest oder veröffentlichst, wird ein zusätzlicher Cookie in deinem Browser gespeichert. Dieser Cookie enthält keine personenbezogenen Daten und verweist nur auf die Beitrags-ID des Artikels, den du gerade bearbeitet hast. Der Cookie verfällt nach einem Tag.

Eingebettete Inhalte von anderen Websites

Beiträge auf dieser Website können eingebettete Inhalte beinhalten (z. B. Videos, Bilder, Beiträge etc.). Eingebettete Inhalte von anderen Websites verhalten sich exakt so, als ob der Besucher die andere Website besucht hätte. Diese Websites können Daten über dich sammeln, Cookies benutzen, zusätzliche Tracking-Dienste von Dritten einbetten und deine Interaktion mit diesem eingebetteten Inhalt aufzeichnen, inklusive deiner Interaktion mit dem eingebetteten Inhalt, falls du ein Konto hast und auf dieser Website angemeldet bist.

Mit wem wir deine Daten teilen

Wenn du eine Zurücksetzung des Passworts beantragst, wird deine IP-Adresse in der E-Mail zur Zurücksetzung enthalten sein.

Wie lange wir deine Daten speichern

Wenn du einen Kommentar schreibst, wird dieser inklusive Metadaten zeitlich unbegrenzt gespeichert. Auf diese Art können wir Folgekommentare automatisch erkennen und freigeben, anstatt sie in einer Moderations-Warteschlange festzuhalten. Für Benutzer, die sich auf unserer Website registrieren, speichern wir zusätzlich die persönlichen Informationen, die sie in ihren Benutzerprofilen angeben. Alle Benutzer können jederzeit ihre persönlichen Informationen einsehen, verändern oder löschen (der Benutzername kann nicht verändert werden). Administratoren der Website können diese Informationen ebenfalls einsehen und verändern.

Welche Rechte du an deinen Daten hast

Wenn du ein Konto auf dieser Website besitzt oder Kommentare geschrieben hast, kannst du einen Export deiner personenbezogenen Daten bei uns anfordern, inklusive aller Daten, die du uns mitgeteilt hast. Darüber hinaus kannst du die Löschung aller personenbezogenen Daten, die wir von dir gespeichert haben, anfordern. Dies umfasst nicht die Daten, die wir aufgrund administrativer, rechtlicher oder sicherheitsrelevanter Notwendigkeiten aufbewahren müssen.

Wohin deine Daten gesendet werden

Besucher-Kommentare könnten von einem automatisierten Dienst zur Spam-Erkennung untersucht werden.
Save settings
Cookies settings