Vorträge & Tagungen

Dortmund: 40 Jahre Industriekultur: LWL feiert Meilensteine mit Museumsfest auf der Zeche Zollern

Damals formierte sich zum ersten Mal Widerstand – mit Erfolg: Am 30. Dezember 1969 wurde das Ensemble durch den Landeskonservator beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unter Schutz gestellt und damit in letzter Minute gerettet. „Das war die Geburtsstunde der Industriekultur“, erklärte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern. „Und niemand ahnte damals, dass aus dem kulturellen Außenseiter ein Markenzeichen für das Ruhrgebiet werden sollte.“­

40 Jahre Industriekultur feiert der LWL nach eigenen Angaben am Sonntag, 13. Dezember, mit einem Fest auf Zollern. Gleichzeitig wird an diesem Tag die neue Dauerausstellung „Wege der Kohle“ in der Schachthalle eröffnet.

Rückblick

1969 gerettet, 1979 gegründet, 1989 aufgebaut, 1999 eröffnet – das sind die wichtigen Meilensteine in der Erfolgsgeschichte des LWL-Industriemuseums. Am Anfang steht die Zeche Zollern. Nach fast 60 Jahren Betriebszeit wurde die Schachtanlage 1966 stillgelegt. Zug um Zug wurden funktionslose Gebäude abgerissen, noch im September 1969 fiel das Fördergerüst. Dann sollte die Maschinenhalle, für die sich kein gewerblicher Mieter fand, abgerissen werden, um Straßen und Gewerbe Platz zu machen. Doch es regte sich Widerstand, vor allem bei Künstlern, Denkmalpflegern und Architekten, die die Jugendstilschönheit erhalten wollten. Sie fanden zunächst kaum Mitstreiter. „Fast wäre das Unterfangen gescheitert, hätten nicht viele Einzelne durch intensive Überzeugungsarbeit, aber auch durch organisierten Protest prominenter Persönlichkeiten beim Ministerpräsidenten Heinz Kühn die Unterschutzstellung vorangetrieben“, erklärt Standortleiterin Dr. Ulrike Gilhaus.

„Rückblickend betrachtet, war der Fall Zollern die eigentliche Initialzündung. Seitdem stehen Kirchen und Schlösser, Adelssitze und Villen gleichberechtigt neben Zechen und Hochöfen, Spinnsälen und Ziegeleien“, betont Dirk Zache, Direktor des Westfälischen Landesmuseums für Industriekultur.

Aber die Begeisterung für die Industriekultur kam nicht über Nacht. Noch 1992 titelte ein Journalist beim Anblick des jüngsten Sprösslings des Industriemuseums, des Hochofens 3 auf der Henrichshütte Hattingen: „Und dieser Schrott soll Denkmal werden?“ Neue Konzepte und ein langer Atem waren notwendig, um das Pflänzchen Industriekultur auf ein bauliches und geistiges Fundament zu stellen. „Dieser Aufgabe hat der Landschaftsverband damals konsequent gestellt“, so LWL-Direktor Kirsch.

1973 richtete der LWL bei seiner Denkmalpflege das bundesweit erste Referat für Technische Denkmalpflege ein. Die hier geleistete Arbeit bildete die Grundlage für den Aufbau des Westfälischen Industriemuseums, das der LWL am 21. September 1979 als erstes Industriemuseum Deutschlands gründete. Mit seinen acht Standorten und jährlich insgesamt rund 400.000 Besuchern ist das Verbundmuseum heute auch bundesweit das größte. Seit der ersten Erfassung der Besucherzahlen 1989 – dem Jahr, als das Textilmuseum Bocholt an den Start ging – hat das LWL-Industriemuseum insgesamt mehr als fünf Millionen Besucher gehabt, fast eine Million davon kamen in den vergangenen zehn Jahren zur Zeche Zollern in Dortmund.

Neu war damals das Konzept, das die Erschließung des Denkmals in seinen technischen und sozialen Bezügen vorsah. „Wir haben uns damals gegen große zentrale Projekte entschieden, die nur einen Standort begünstigen. Wir haben uns entschieden für Kultur in der Fläche, für die Stärkung der kulturellen Vielfalt und der regionalen Besonderheiten, für die Einbindung der Bevölkerung mit ihren Initiativen, Ideen und Objekten und Erinnerungen“, erklärt Kirsch.

Hunderte Zeitzeugen wurden seit der Gründung des Museums befragt – auch das war damals methodisch neu – und ein Schatz von weit über 200.000 Sammlungsobjekten aus dem Arbeits- und Alltagsleben erschlossen. Mit dieser sozialgeschichtlichen Ausrichtung sei das LWL-Museum identitätsbildend gewesen, gerade im Ruhrgebiet. „Andere Regionen haben die Berge und Seen oder das Meer, wir haben die Industriemuseen. Hier erfahren wir hautnah, wie frühere Generationen gelebt und gearbeitet haben und ziehen unseren Hut vor unseren Vorfahren“, schrieb ein Besucher jüngst ins Gästebuch.

Ausblick

Mit der Eröffnung der Dauerausstellung „Wege der Kohle“ in der Schachthalle der Zeche Zollern ist noch lange nicht Schuss, was die Entwicklungspläne für das LWL-Industriemuseum angeht. Dirk Zache: „An unserem Textilstandort in Bocholt entsteht gerade in der Spinnerei Herding eine großartige Kulturfabrik, die Platz für die Kooperation mit Design und Industrie, Schule und Hochschule bildet. In Hattingen sanieren wir die historische Gebläsehalle und schaffen die Voraussetzungen für den Ausbau unserer Dauerausstellung zum Thema Stahl. Die Bochumer Zeche Hannover wollen wir zu einem Forum und Museum der Migration in NRW machen, und in Dortmund werden wir in den kommenden zwei Jahren die Sanierung der Maschinenhalle abschließen und eine weitere Dauerausstellung im ehemalige Verwaltungsgebäude einrichten.“

Museumsfest

Das Museumsfest am Sonntag (13.12.) startet um 11 Uhr mit der Eröffnung der Dauerausstellung „Wege der Kohle“. Sie zeigt am authentischen Ort, wie die Kohle aufbereitet wurde. Im Mittelpunkt stehen einmal mehr die Menschen, die hier gearbeitet haben. In Videosequenzen kommen elf Zeitzeugen zu Wort, die über ihre eigene Tätigkeit berichten, aber z.B. auch über Erfahrungen mit Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg.

­Zoll - in Masch-H_1.jpgAuch Führungen durch die "Museumsbaustelle" Maschinenhalle stehen beim Fest am Sonntag auf dem Programm (Foto: LWL/Foltynowicz)

Bis 18 Uhr stehen dann vielseitige Aktivitäten auf dem Programm: Führungen für Erwachsene durch die Dauerausstellungen und die „Museumsbaustelle Maschinenhalle“, Kinderprogramme, zwei Bastelwerkstätten, Gespräche mit Zeitzeugen in der Schachthalle sowie Mitmachaktionen der anderen Standorte des LWL-Industriemuseums. Auf der Bühne in der Alten Werkstatt wartet ein kleines „Showprogramm“ mit Clownerie, Fakirshow, Comedy, Musik und Gesang auf die Besucher. Kulinarische Angebote runden den Tag ab.

Der Eintritt ist frei.

 

 

 

­

www.zeche-zollern.de

­

Ein Cookie ist eine Textinformation, die im Browser auf dem Endgerät des Betrachters jeweils zu einer besuchten Website gespeichert werden kann. Sie helfen uns und Dritten dabei, den Internetauftritt komfortabel bereitzustellen und zu analysieren, wie unsere Seiten benutzt werden. Bitte beachten Sie: Einige Cookies von Drittanbietern (z.B. YouTube) können Ihre Daten auch in Drittländer übermitteln, welche nicht das Schutzniveau bieten, das der DS-GVO entspricht. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über die Cookie-Einstellungen unten auf der Seite widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. View more
Cookies settings
Akzeptieren
Privacy & Cookie policy
Privacy & Cookies policy
Cookie name Active

Wer wir sind

Die Adresse unserer Website ist: https://industrie-kultur.org und https://industrie-kultur.de

Kommentare

Wenn Besucher Kommentare auf der Website schreiben, sammeln wir die Daten, die im Kommentar-Formular angezeigt werden, außerdem die IP-Adresse des Besuchers und den User-Agent-String (damit wird der Browser identifiziert), um die Erkennung von Spam zu unterstützen. Aus deiner E-Mail-Adresse kann eine anonymisierte Zeichenfolge erstellt (auch Hash genannt) und dem Gravatar-Dienst übergeben werden, um zu prüfen, ob du diesen benutzt. Die Datenschutzerklärung des Gravatar-Dienstes findest du hier: https://automattic.com/privacy/. Nachdem dein Kommentar freigegeben wurde, ist dein Profilbild öffentlich im Kontext deines Kommentars sichtbar.

Medien

Wenn du ein registrierter Benutzer bist und Fotos auf diese Website lädst, solltest du vermeiden, Fotos mit einem EXIF-GPS-Standort hochzuladen. Besucher dieser Website könnten Fotos, die auf dieser Website gespeichert sind, herunterladen und deren Standort-Informationen extrahieren.

Cookies

Wenn du einen Kommentar auf unserer Website schreibst, kann das eine Einwilligung sein, deinen Namen, E-Mail-Adresse und Website in Cookies zu speichern. Dies ist eine Komfortfunktion, damit du nicht, wenn du einen weiteren Kommentar schreibst, all diese Daten erneut eingeben musst. Diese Cookies werden ein Jahr lang gespeichert. Falls du ein Konto hast und dich auf dieser Website anmeldest, werden wir ein temporäres Cookie setzen, um festzustellen, ob dein Browser Cookies akzeptiert. Dieses Cookie enthält keine personenbezogenen Daten und wird verworfen, wenn du deinen Browser schließt. Wenn du dich anmeldest, werden wir einige Cookies einrichten, um deine Anmeldeinformationen und Anzeigeoptionen zu speichern. Anmelde-Cookies verfallen nach zwei Tagen und Cookies für die Anzeigeoptionen nach einem Jahr. Falls du bei der Anmeldung „Angemeldet bleiben“ auswählst, wird deine Anmeldung zwei Wochen lang aufrechterhalten. Mit der Abmeldung aus deinem Konto werden die Anmelde-Cookies gelöscht. Wenn du einen Artikel bearbeitest oder veröffentlichst, wird ein zusätzlicher Cookie in deinem Browser gespeichert. Dieser Cookie enthält keine personenbezogenen Daten und verweist nur auf die Beitrags-ID des Artikels, den du gerade bearbeitet hast. Der Cookie verfällt nach einem Tag.

Eingebettete Inhalte von anderen Websites

Beiträge auf dieser Website können eingebettete Inhalte beinhalten (z. B. Videos, Bilder, Beiträge etc.). Eingebettete Inhalte von anderen Websites verhalten sich exakt so, als ob der Besucher die andere Website besucht hätte. Diese Websites können Daten über dich sammeln, Cookies benutzen, zusätzliche Tracking-Dienste von Dritten einbetten und deine Interaktion mit diesem eingebetteten Inhalt aufzeichnen, inklusive deiner Interaktion mit dem eingebetteten Inhalt, falls du ein Konto hast und auf dieser Website angemeldet bist.

Mit wem wir deine Daten teilen

Wenn du eine Zurücksetzung des Passworts beantragst, wird deine IP-Adresse in der E-Mail zur Zurücksetzung enthalten sein.

Wie lange wir deine Daten speichern

Wenn du einen Kommentar schreibst, wird dieser inklusive Metadaten zeitlich unbegrenzt gespeichert. Auf diese Art können wir Folgekommentare automatisch erkennen und freigeben, anstatt sie in einer Moderations-Warteschlange festzuhalten. Für Benutzer, die sich auf unserer Website registrieren, speichern wir zusätzlich die persönlichen Informationen, die sie in ihren Benutzerprofilen angeben. Alle Benutzer können jederzeit ihre persönlichen Informationen einsehen, verändern oder löschen (der Benutzername kann nicht verändert werden). Administratoren der Website können diese Informationen ebenfalls einsehen und verändern.

Welche Rechte du an deinen Daten hast

Wenn du ein Konto auf dieser Website besitzt oder Kommentare geschrieben hast, kannst du einen Export deiner personenbezogenen Daten bei uns anfordern, inklusive aller Daten, die du uns mitgeteilt hast. Darüber hinaus kannst du die Löschung aller personenbezogenen Daten, die wir von dir gespeichert haben, anfordern. Dies umfasst nicht die Daten, die wir aufgrund administrativer, rechtlicher oder sicherheitsrelevanter Notwendigkeiten aufbewahren müssen.

Wohin deine Daten gesendet werden

Besucher-Kommentare könnten von einem automatisierten Dienst zur Spam-Erkennung untersucht werden.
Save settings
Cookies settings