Vorträge & Tagungen

Dortmund: Sonderausstellung „Zeit ist Geld“ zur Geschichte der Arbeitszeitkontrolle im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern eröffnet

In der neuen Ausstellung "Zeit ist Geld. Industrielle Arbeitszeit und Zeiterfassung" auf der Zeche Zollern in Dortmund lädt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab Sonntag, dem 21. Dezember, zu einem Gang durch die Welt der Arbeitszeitkontrolle ein. Er beginnt mit den Wächtern in der Nacht, zeigt die Bedeutung der Fassaden- und Turmuhren, führt ein in die komplizierte Technik und Funktion der Kontrollapparate und endet in einer Installation, in der auch die aktuelle Diskussion um die Verlängerung der Lebensarbeitszeit visualisiert wird. Zu sehen sind rund 80 Exponate aus zwei Jahrhunderten, darunter viele Zeiterfassungsgeräte aus dem Uhrenmuseum Villingen-Schwenningen.

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?"

Über Jahrhunderte bestimmten die Rhythmen der Natur den Arbeitstag. Er begann mit dem ersten Hahnenschrei und endete mit dem Einbruch der Nacht. Bei Eis und Schnee standen Mühlen und Hammerwerke still, und das Handwerk musste ruhen, wenn die Zeit zur Ernte gekommen war. Mit der Industrialisierung endete diese Ära. "Die Arbeitsteilung in der Fabrik erforderte einheitliche Arbeitszeiten und unterwarf die Menschen dem Rhythmus der teuren Maschinen. Nachdrücklich forderten Fabrikanten pünktlichen Arbeitsbeginn, striktes Einhalten von Pausen und regelmäßige Schichten", erklärte Museumsleiterin Dr. Ulrike Gilhaus am Donnerstag bei der Vorstellung der Schau. Der Wert der Arbeit bemaß sich jetzt nach der geleisteten Arbeitszeit: Zeit wurde Geld. Die Idee der Kontrolluhr war geboren.

Doch noch bevor die "Stechuhr" als Kontrollinstrument in den Fabriken und Kontoren Einzug hielt, konstruierten Uhrenfabrikanten aus dem Schwarzwald 1805 eine Kontrolluhr für Nachtwächter: Im Interesse der öffentlichen Sicherheit sollten die Nachtwächter nun nicht mehr nur durch regelmäßiges lautes Singen zeigen, dass sie selbst wach und wachsam waren, sondern zu festgelegten Zeiten diese Kontrolluhren bedienen, um nachzuweisen, dass sie ihre Rundgänge ordnungsgemäß absolvierten.

Im Takt der Maschine

Kontrolluhren, Arbeitszeitmessgeräte und Fabrikuhren belegen eindrücklich, dass die Industrialisierung Arbeiter und Angestellte in den Betrieben einer "fremdbestimmten" und immer gleichen Arbeitszeit unterwarf. Sie verdrängten vorindustrielles Brauchtum, etwa das Gebet vor der Arbeit. Stechuhr und Fabrikuhr wurden zu Symbolen einer anonymisierten Herrschaft des Unternehmens, die die bisherige Freiheit des Kommens und Gehens beendete. Heute prägen diese Rhythmen und Strukturen nicht nur die Arbeitswelt, sondern unsere gesamte Kultur: Pendlerströme, Ferientermine, Freizeitindustrie und "after work-parties" bezeugen, dass wir nicht mehr Herr unserer eigenen Zeit sind, sondern im Strom gesellschaftlicher Gezeiten schwimmen.

Technische Neuerungen ermöglichten die immer genauere Erfassung von Zeitabläufen, die Dokumentation von Arbeitsabläufen bis hin zur Kontrolle von Online-Arbeitsplätzen zu Hause. Die Darstellung der technischen Geschichte der Kontrolluhren reflektiert damit auch die aktuellen Diskussionen über Risiken und Folgen von Flexibilisierung, Bereitschaftszeiten oder die Anforderung, jederzeit "auf Abruf" zu arbeiten. "Es geht hier also auch um eine der wichtigsten Fragen der aktuellen Industriegesellschaft – das Verhältnis von Arbeit und Freizeit, oder anders ausgedrückt die Frage: Wie wollen wir leben?", so Museumsleiterin Dr. Ulrike Gilhaus.

Begleitprogramm:

Sonntag, 25. Januar, 15 Uhr
Metropolis
. Deutscher Stummfilm von Fritz Lang aus dem Jahre 1927 (139 Min.) über soziale Konflikte in einer von Maschinen gesteuerten Welt

Dienstag, 17. Februar, 19.30 Uhr
Arbeitszeit und Freizeit am Beispiel der Hüttenindustrie
.
Bildvortrag von Prof. Dr. Wessel

Sonntag, 1.März, 15 Uhr
Momo. Verfilmung des Märchenromans von Michael Ende über Zeitdiebe von Johannes Schaaf (1986). Für Kinder ab sechs Jahren

 

Zeit ist Geld. Industrielle Arbeitszeit und Zeiterfassung

21. Dezember 2008 bis 1. März 2009
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern www.zeche-zollern.de
Grubenweg 5, 44388 Dortmund-Bövinghausen
Geöffnet Di – So 10 – 18 Uhr
Das Museum ist Weihnachten (24.-26.12.08), Silvester und Neujahr geschlossen

(Text- und Bildquelle: LWL-Pressestelle)

Ein Cookie ist eine Textinformation, die im Browser auf dem Endgerät des Betrachters jeweils zu einer besuchten Website gespeichert werden kann. Sie helfen uns und Dritten dabei, den Internetauftritt komfortabel bereitzustellen und zu analysieren, wie unsere Seiten benutzt werden. Bitte beachten Sie: Einige Cookies von Drittanbietern (z.B. YouTube) können Ihre Daten auch in Drittländer übermitteln, welche nicht das Schutzniveau bieten, das der DS-GVO entspricht. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über die Cookie-Einstellungen unten auf der Seite widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. View more
Cookies settings
Akzeptieren
Privacy & Cookie policy
Privacy & Cookies policy
Cookie name Active

Wer wir sind

Die Adresse unserer Website ist: https://industrie-kultur.org und https://industrie-kultur.de

Kommentare

Wenn Besucher Kommentare auf der Website schreiben, sammeln wir die Daten, die im Kommentar-Formular angezeigt werden, außerdem die IP-Adresse des Besuchers und den User-Agent-String (damit wird der Browser identifiziert), um die Erkennung von Spam zu unterstützen. Aus deiner E-Mail-Adresse kann eine anonymisierte Zeichenfolge erstellt (auch Hash genannt) und dem Gravatar-Dienst übergeben werden, um zu prüfen, ob du diesen benutzt. Die Datenschutzerklärung des Gravatar-Dienstes findest du hier: https://automattic.com/privacy/. Nachdem dein Kommentar freigegeben wurde, ist dein Profilbild öffentlich im Kontext deines Kommentars sichtbar.

Medien

Wenn du ein registrierter Benutzer bist und Fotos auf diese Website lädst, solltest du vermeiden, Fotos mit einem EXIF-GPS-Standort hochzuladen. Besucher dieser Website könnten Fotos, die auf dieser Website gespeichert sind, herunterladen und deren Standort-Informationen extrahieren.

Cookies

Wenn du einen Kommentar auf unserer Website schreibst, kann das eine Einwilligung sein, deinen Namen, E-Mail-Adresse und Website in Cookies zu speichern. Dies ist eine Komfortfunktion, damit du nicht, wenn du einen weiteren Kommentar schreibst, all diese Daten erneut eingeben musst. Diese Cookies werden ein Jahr lang gespeichert. Falls du ein Konto hast und dich auf dieser Website anmeldest, werden wir ein temporäres Cookie setzen, um festzustellen, ob dein Browser Cookies akzeptiert. Dieses Cookie enthält keine personenbezogenen Daten und wird verworfen, wenn du deinen Browser schließt. Wenn du dich anmeldest, werden wir einige Cookies einrichten, um deine Anmeldeinformationen und Anzeigeoptionen zu speichern. Anmelde-Cookies verfallen nach zwei Tagen und Cookies für die Anzeigeoptionen nach einem Jahr. Falls du bei der Anmeldung „Angemeldet bleiben“ auswählst, wird deine Anmeldung zwei Wochen lang aufrechterhalten. Mit der Abmeldung aus deinem Konto werden die Anmelde-Cookies gelöscht. Wenn du einen Artikel bearbeitest oder veröffentlichst, wird ein zusätzlicher Cookie in deinem Browser gespeichert. Dieser Cookie enthält keine personenbezogenen Daten und verweist nur auf die Beitrags-ID des Artikels, den du gerade bearbeitet hast. Der Cookie verfällt nach einem Tag.

Eingebettete Inhalte von anderen Websites

Beiträge auf dieser Website können eingebettete Inhalte beinhalten (z. B. Videos, Bilder, Beiträge etc.). Eingebettete Inhalte von anderen Websites verhalten sich exakt so, als ob der Besucher die andere Website besucht hätte. Diese Websites können Daten über dich sammeln, Cookies benutzen, zusätzliche Tracking-Dienste von Dritten einbetten und deine Interaktion mit diesem eingebetteten Inhalt aufzeichnen, inklusive deiner Interaktion mit dem eingebetteten Inhalt, falls du ein Konto hast und auf dieser Website angemeldet bist.

Mit wem wir deine Daten teilen

Wenn du eine Zurücksetzung des Passworts beantragst, wird deine IP-Adresse in der E-Mail zur Zurücksetzung enthalten sein.

Wie lange wir deine Daten speichern

Wenn du einen Kommentar schreibst, wird dieser inklusive Metadaten zeitlich unbegrenzt gespeichert. Auf diese Art können wir Folgekommentare automatisch erkennen und freigeben, anstatt sie in einer Moderations-Warteschlange festzuhalten. Für Benutzer, die sich auf unserer Website registrieren, speichern wir zusätzlich die persönlichen Informationen, die sie in ihren Benutzerprofilen angeben. Alle Benutzer können jederzeit ihre persönlichen Informationen einsehen, verändern oder löschen (der Benutzername kann nicht verändert werden). Administratoren der Website können diese Informationen ebenfalls einsehen und verändern.

Welche Rechte du an deinen Daten hast

Wenn du ein Konto auf dieser Website besitzt oder Kommentare geschrieben hast, kannst du einen Export deiner personenbezogenen Daten bei uns anfordern, inklusive aller Daten, die du uns mitgeteilt hast. Darüber hinaus kannst du die Löschung aller personenbezogenen Daten, die wir von dir gespeichert haben, anfordern. Dies umfasst nicht die Daten, die wir aufgrund administrativer, rechtlicher oder sicherheitsrelevanter Notwendigkeiten aufbewahren müssen.

Wohin deine Daten gesendet werden

Besucher-Kommentare könnten von einem automatisierten Dienst zur Spam-Erkennung untersucht werden.
Save settings
Cookies settings