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Die Speicherstadt in Hamburg

Der folgende Artikel von Marc Schäfer erschien erstmals im Magazin der Jura-Studierenden der Uni Hamburg . Marc hat den Artikel freundlicherweise zur Veröffentlichung in der ik zur Verfügung gestellt. Vielen Dank! Harald Finster

Die Speicherstadt ist der größte Lagerhauskomplex der Welt, dessen einheitlich neugotisches Backsteinensemble – verziert mit zahllosen Türmen, Zinnen, Staffelgiebeln und Kupferdächern sowie Keramik und Glasursteinen – seit über hundert Jahren eine der markantesten Ansichten der Hansestadt bietet.

Anlass für den Bau der ca. 1,5 Kilometer langen Lagerhaus-Stadt war der in den Jahren 1881/82 verhandelte und beschlossene Zollanschluss Hamburgs an das Deutsche Reich, mit dessen Vollzug im Jahre 1888 die Hansestadt ihre Zollprivilegien verlor. Zum Ausgleich baute die Stadt einen neuen Hafen mit großen Lager- und Produktionsflächen, den sie als Freihafen zum Zollausland erklären durfte. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen entstand in drei Abschnitten von 1885 bis 1912 die Speicherstadt auf der Brookinsel.

Die eigentlichen Bauarbeiten begannen allerdings schon 1883 mit dem Abriss der Häuser auf der Kehrwiederinsel, womit ein ganzes malerisches Barockviertel mit Kaufmannsgrachten und Arbeiterhöfen vollständig verloren ging und rund 20.000 Einwohner zwangsweise umgesiedelt wurden. Architektonisches Vorbild für die Speicherstadt, deren Bauten auf ca. 3,5 Millionen Eichenpfählen ruhen, die bis zu zwölf Meter tief in den Elbschlick gerammt wurden, war die Backsteingotik der norddeutschen Hansestädte. Hinter den mittelalterlichen Kulissen der einzelnen Speicher verbargen sich allerdings Eisenskelette und andere seinerzeit hochmoderne Errungenschaften wie hydraulisch betriebene Winden oder elektrische Beleuchtung. Alle Speicher verfügen jeweils über zwei Luken zum Aufnehmen bzw. Absetzen der Ware und wie beim Prinzip des althamburgischen Bürgerhauses über eine Straßen- und eine Fleetfront.

Eine Vielzahl der architektonischen Details lässt sich daher auch nur von der Wasserseite aus bewundern, so dass man bei einer Besichtigung der Speicherstadt eine Fahrt über die engen Fleete mit einer der kleinen Hafenbarkasse nicht auslassen sollte. Als „Rathaus der Speicherstadt“ wird der 1902/03 erbaute Sitz der stadteigenen, alle Speicher verwaltenden Hamburger Hafen- und Lagerhaus Aktiengesellschaft, dem größten Einzelunternehmen der Seeverkehrswirtschaft in der Bundesrepublik, an der Straße St. Annen benannt. Heute lagern in der seit 1991 unter Denkmalschutz stehenden Speicherstadt vor allem hochwertige Güter wie Gewürze, Kaffee, Tee und Kakao. Ferner ist sie weltweit größter Handelsplatz für Orientteppiche. So wird gut die Hälfte der Speicherstadt von Firmen genutzt, die im Im- und Export von Orientteppichen tätig sind und von Hamburg aus nicht nur den europäischen Markt bedienen, sondern auch nach Übersee liefern.

284 Händler schlagen in einem guten Jahr über acht Millionen Quadratmeter Teppich im Wert von über 500 Millionen Euro um und machen Hamburg damit zum größten Teppichlager der Welt. Allerdings vollzieht sich ein sichtbarer Wandel, der zu einer Verdrängung dieser historischen Wirtschaftsformen führt. Zum einen können in einer modernen Lagerhalle Lkw’s wesentlich schneller und damit effektiver abgefertigt werden und zum anderen wird die Speicherstadt als Teil der zukünftigen „Hafen-City“ aus dem Zollfreigebiet herausgelöst und verliert damit ihren besonderen Status. Insbesondere Medien- und andere Dienstleistungsbetriebe entdecken daher das historische Ensemble zunehmend als Büroraum und attraktive Geschäftsadresse. Daneben wir die Speicherstadt vermehrt als Rahmen für kulturelle Veranstaltungen und Einrichtungen genutzt. Eine Vielzahl von Museen und Ausstellungen locken Hamburger und Touristen in Hamburgs schöne Stadt in der Stadt zwischen Zollkanal und Hafencity und sowohl bei dem Theaterstück „Hamburger Jedermann“ von Michael Batz als auch der nächtlichen Beleuchtung der Speicherstadt wird deren besondere Architektur effektvoll in Szene gesetzt. Die ursprüngliche Aufgabe der Speicherstadt scheint damit zwar beendet zu sein, als Teil der „Hafen-City“ steht ihr wohl aber eine glänzende Zukunft bevor.

Marc Schäfer

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