Ohebrücke bei Regen/Niederbayern droht Abbruch
Mit fast 150 Jahren ist sie eine der ältesten eisernen Bahnbrücken in Deutschland und steht unter Denkmalschutz. Trotzdem plant die DB jetzt ihren Abbruch. NiederbayernTV schreibt dazu am 10. Oktober 2024:
„Aktuell läuft das Genehmigungsverfahren, die Eisenbahnbrücke über das Tal der Schloßauer Ohe ab 2027 durch einen Nebau zu ersetzen. Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens sollen schon bald die ersten öffentlichen Pläne ausgelegt werden. 2031 sollen die Baumaßnhamen abgeschlossen sein. Die neue Brücke soll stärker belastet werden können, als die atuelle Metallkonstruktion, um langfristig den Transport von schweren Schützenpanzern der Bayerwald Kaserne zu ermöglichen.“
Eine kleine Gruppe Unentwegter setzt sich dennoch für ihren Erhalt ein; über die Gesellschaft für Bautechnikgeschichte erreicht uns folgender Hilferuf:
Liebe Mitglieder der Gesellschaft für Bautechnikgeschichte,
ich wende mich heute mit der Sorge um den möglichen Verlust eines bedeutenden Bauwerks an Sie:
Die Deutsche Bahn (DB InfraGO) plant, die Talbrücke über die Schlossauer Ohe bei Regen durch einen Neubau zu ersetzen.
Die 1877 fertiggestellte Brücke ist ein Einzeldenkmal, welches unter der Aktennummer D-2-76-138-54 wie folgt in der Denkmalliste eingetragen ist:
Eisenbahnbrücke, Bestandteil der 1877 eröffneten „Waldbahn“ von Plattling nach Bayerisch-Eisenstein, eiserne Trägerbrücke mit hängendem Gitterfachwerk über das Tal der Schlossauer Ohe, auf drei Granitquader-Pfeilern; bei Km 107,9.
Die Ohetalbrücke ist eine der letzten weitgehend original erhaltenen Eisenbahnbrücken des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Vergleichbare Bauwerke sind durch Krieg und Modernisierung fast vollständig verschwunden. Das vernietete Fachwerk aus Stahl und Gusseisen wurde von renommierten Firmen wie der Süddeutschen Brückenbau-Aktiengesellschaft (gegründet und geleitet von Heinrich Gerber) errichtet. Unterlagen zur Ohetalbrücke, darunter statische Berechnungen und ein Fotoalbum mit Bildern vom Bau der Brücke, befinden sich im Nachlass von Heinrich Gerber im Deutschen Museum in München (https://digital.deutsches-museum.de/item/NL-044-0622/ und https://digital.deutsches-museum.de/item/NL-044-0064/). Die Brücke ist zudem ein eindrucksvolles Zeugnis für die industrielle Erschließung des Bayerischen Waldes, die für die wirtschaftliche Entwicklung der Region von entscheidender Bedeutung war.
Fotos zur Brücke habe ich auf dieser Seite eingestellt: https://www.denkmalnetzbayern.de/erhaltenswerte-denkmaeler-bauten-gaerten/gefaehrdet/ohetalbruecke-bei-regen
Derzeit läuft ein Planfeststellungsverfahren. Ich habe als Träger öffentlicher Belange selbstverständlich Widerspruch gegen die Pläne der DB InfraGo eingereicht.
Nach meinen Informationen wird eine Sanierung des Bauwerks von der Bahn als nicht möglich angesehen. Dabei gibt es durchaus Beispiele wie das Chemnitzer Viadukt Beckerbrücke (1909), das ursprünglich ebenfalls abgerissen werden sollte, aber durch eine innovative Sanierung mit Stahlbetoneinbauten ertüchtigt und für den Bahnverkehr erhalten werden konnte (siehe auch: https://viadukt-chemnitz.de/) – ermöglicht durch die Unterstützung von Prof. Dr. Werner Lorenz. Weitere Bauwerke wie die Müngstener Talbrücke oder die 1859 fertiggestellte Rheinbrücke Waldshut – Koblenz waren bereits zum Abriss vorgesehen und dienen nach letztlich doch erfolgter Sanierung heute noch dem Bahnverkehr.
Bürger der Stadt Regen haben eine Petition für den Erhalt der Brücke gestartet: https://www.change.org/p/f%C3%BCr-den-erhalt-der-historischen-ohetalbr%C3%BCcke-im-landkreis-regen
Die Petition kann noch weitere Unterstützung gebrauchen. Auch ich bin als zuständiger Kulturreferent und Bezirksheimatpfleger des Bezirks Niederbayern für jeden Hinweis dankbar, der mir bei meinen Bemühungen um den Erhalt der Brücke weiterhilft.
Mit herzlichem Dank und besten Grüßen,
Clemens Knobling
Dr. Clemens Knobling
BEZIRK NIEDERBAYERN
Leiter Referat Kultur und Heimatpflege | Bezirksheimatpfleger
Am Lurzenhof 15, 84036 Landshut
Tel. 0871 97512-730
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