Vorträge & Tagungen

Essen: Ausstellung „1914 – Mitten in Europa“

Zum hundertsten Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zeigen das LVR-Industriemuseum und das Ruhr Museum in der Mischanlage der Kokerei Zollverein in Essen die Ausstellung „1914 – Mitten in Europa“…

Essen-Ausst-1914-Kanone

Präsentiert werden, so die Veranstalter weiter, auf 2.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche mehr als 2.500 Exponate, viele aus den Sammlungen der beiden Museen, aber auch von über 200 teils überregionalen und internationalen Leihgebern.

Das Ereignis des Ersten Weltkriegs prägte nicht nur tiefgreifend eine ganze Epoche und die Lebenserfahrung der Menschen vor hundert Jahren, sondern die Geschichte Deutschlands, Europas und insbesondere der Rhein-Ruhr-Region über das 20. Jahrhundert hinweg bis heute.

Die drei Etagen der Mischanlage der Kokerei Zollverein bilden die chronologische Struktur der Ausstellung: Kaiserreich, Krieg und Weimarer Republik. Die Besucherinnen und Besucher gelangen in die Ausstellung, indem sie vom südlich vorgelagerten Wiegeturm aus eine 150 Meter lange Fahrt mit einer Standseilbahn antreten.

Oben angekommen werden sie von den Visionen einer besseren Zukunft empfangen, die den noch nahezu ungebrochenen Optimismus der Menschen am Beginn des 20. Jahrhunderts prägten. Dann beginnt der erste große Bereich des Ausstellungsrundgangs mit dem wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Aufbruch im Industriegebiet an Rhein und Ruhr am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Auf dieser sogenannten Verteilerebene zu sehen sind zum Beispiel ein Drehgestell der Wuppertaler Schwebebahn, die 1901 in Betrieb ging, ein Elektroauto, der „Runabout“ von 1903, aber auch Werbeplakate und Produktverpackungen, die neue Konsummöglichkeiten offenbaren.

In diese Welt bricht 1914 der Krieg ein, dem die nächste, die sogenannte Bunkerebene gewidmet ist. In ihm spielte die Rhein-Ruhr-Region als „Waffenschmiede des Deutschen Reiches“ aber auch als Region großer Opfer und Entbehrungen eine besondere Rolle. Eine Feldhaubitze, das Modell eines Kriegsschiffes, ein riesiges Gemälde eines Giftgas-Versuchs, Soldatenfotos, Feldpostkarten und Gips- und Wachsmoulagen schwerer Kriegsverletzungen zeigen das gewaltsame Gesicht des industrialisierten Krieges. Thematisiert wird aber auch das Leben an der Heimatfront, wo nicht nur alle wehrfähigen Männer, sondern auch Frauen und Jugendliche für den „Totalen Krieg“ mobilisiert wurden.

Die Folgen des Krieges stehen im Mittelpunkt der dritten Ausstellungsebene, der sogenannten Trichterebene. Hier wird dessen epochale Wirkung deutlich. Dies gilt insbesondere für die Rhein-Ruhr-Region, wo der Krieg 1918 nicht endete – Gewalterfahrungen, Hunger und Armut prägten hier den Alltag noch eine lange Zeit. Mit den Generalstreiks der Bergarbeiter 1919 und dem Ruhrkampf 1920 wurde die Region zum Zentrum der revolutionären Bewegung. Die „Rote Ruhrarmee“ wurde von Regierungstruppen blutig niedergeschlagen. Ein Nachspiel des Kriegs bildeten auch die separatistischen Bestrebungen im Rheinland und die belgisch-französische Besetzung des Ruhrgebiets von 1923. Aber auch der Aufbruch in Technik, Wissenschaft, Gesellschaft, Architektur, Kino, Sport und Politik sind thematische Facetten dieser nun entzauberten Moderne der 1920er-Jahre, die Vieles aus der Vorkriegszeit wieder aufnimmt. Die Gesellschaft hat sich jedoch verändert:

Der Abschluss der Ausstellung verweist auf die nachfolgende größte Katastrophe des Jahrhunderts: den Zweiten Weltkrieg als Schlussakt des letztendlich „Dreißigjährigen Krieges“, der 1914 begann.

Kooperationen und Begleitprogramm

„1914 – Mitten in Europa“ ist eine gemeinsame Ausstellung des LVR-Industriemuseums und des Ruhr Museums. Präsentiert Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Bildungs- und Kulturprogramm mit Vorträgen, Filmabenden, Exkursionen, Führungen, Theaterprojekten und Workshops für Kinder und Schulklassen in Kooperation mit zahlreichen Partnern. Das Begleitprogramm ist außerdem Teil des Kulturprogramms „1914 – Schönheit und Schrecken“ des Kulturbüros der Stadt Essen.

Katalog

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher, 400 Seiten starker Katalog mit 400 Abbildungen im Essener Klartext Verlag erschienen, der im Buchhandel für 29,95 € erhältlich ist.

30. April bis 26. Oktober 2014

UNESCO-Welterbe Zollverein
Areal C [Kokerei], Mischanlage [C70]
Arendahls Wiese, 45141 Essen

www.1914-ausstellung.de

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