Museen & Ausstellungen

Kelmis/Belgien: Feierliche Eröffnung des Museum Vieille Montagne in Ostbelgien


Was haben der Sänger Heintje, der Wiener Kongress von 1815, die Kunstsprache Esperanto, die autonome Gemeinde Neutral-Moresnet, die Gewinnung von Zinkerz, die Produktion von Zink und die Firma VM Building Solutions SAS (vmzinc) gemeinsam? Alle haben etwas mit der kleinen Gemeinde Kelmis in Ostbelgien zu tun. Fast alle diese Themen und eine außergewöhnliche Industriegeschichte werden, so teilte die „Initiative Zink“ am 18. September in Düsseldorf weiter mit, im neueröffneten Museum Vieille Montagne behandelt und mit modernster Kommunikationstechnik erklärt…

Der Ort Kelmis liegt im Drei-Länder-Eck zwischen den Niederlanden im Norden, der Stadt Aachen im Nordosten und Belgien im Westen/Süd-Westen. Dieser Ort ist schon seit jeher mit der Geschichte des Altenbergs verbunden. Bereits vor hunderten von Jahren, bis in die Römerzeit zurück, wurde am Altenberg Zinkerz abgebaut. Das wahrscheinlich schon in der Römerzeit abgebaute „Galmei“, plattdeutsch „keleme“ oder „kelms“, führte zu dem Ortsnamen Kelmis. Das hochwertige, schwefelarme Galmei des Altenbergs (franz. = Vieille Montagne) wurde im Mittelalter vor allem für die Herstellung von Messing eingesetzt, wobei Kupfererz und Galmei vermischt mit Holzkohle eingeschmolzen wurden.

Vor mehr als 200 Jahren beauftragte Napoleon 1805 den Geistlichen, Chemiker und findigen Tüftler Jean-Jacques Daniel Dony mit der Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung von Zink und Zinktafeln aus Galmei. Dony entwickelte daraufhin eine Zinkhütte in der Nähe von Lüttich und erhielt die alleinigen Rechte zur Ausbeutung der Zinkminen in Kelmis. So entstand ein regelrechter Zink-Boom für Anwendungen von Zink im Haushalt und als Baumaterial. Kelmis wurde zum größten Abbaugebiet für Zink in Europa und so zum Zentrum einer neuen Zinkindustrie in der Region Aachen, Stolberg, Dinant/Maas. Kelmis belieferte Produzenten in ganz Europa. Dony ließ später eine Reisebadewanne aus Zink für Napoleon anfertigen.

„Neutral-Moresnet“ ist der Name der Region rund um Kelmis. Nachdem die zähen Verhandlungen des Wiener Kongresses 1816 für diese Region keine Einigung über die geografische Zuordnung ergeben hatte, stand „Neutral-Moresnet“ als autonome Zone unter niederländischer als auch preußischer Verwaltung mit einer Grenze zu Preußisch-Moresnet – getrennt nur durch eine Straße. Beide Länder stellen je einen Bürgermeister – beide Länder waren an den Zinkvorkommen interessiert.

Schließlich gründete der Brüsseler Industrielle und Bankier François-Dominique Mosselman 1837 das Unternehmen Societé des Mines et Fonderies de Zinc de la Vieille Montagne mit Sitz in Angleur bei Lüttich. Diese Aktionsgesellschaft war ein willkommener Arbeitgeber in den Zinkminen und Zink-Hütten von Kelmis. Obwohl die Arbeitsbedingungen ungesund, gefährlich, anstrengend und hart waren, zog es die Menschen nach „Neutral-Moresnet“, da es hier eine ordentliche Bezahlung und Versorgung durch günstigen Wohnraum, ärztliche Versorgung und auch Rentenansprüche gab.

Die Neutralität der autonomen Zone “Neutral Moresnet“ förderte in der Geschichte weitere teilweise merkwürdige Entwicklungen zutage. In der Region gab es eine große Gruppe von Anhängern der 1887 erfundenen Kunstsprache Esperanto. Ziel war es in der autonomen Zone den unabhängigen Staat „Amikejo“ als ersten eigenständigen Esperanto-Staat zu gründen. Alle diese Bemühungen führten jedoch nicht weit.

Nachdem die Zinkmine in Kelmis und auch die umliegenden Vorkommen abgebaut und die Produktion von Zinkoxid in einer 1928 in Betrieb genommenen Produktionsstätte für „Zinkweiß“ aus dem Abraum der Mine unter damaligen Bedingungen wirtschaftliche nicht mehr sinnvoll waren, stellte die Gesellschaft Vieille Montagen den Betrieb in Kelmis ein. Ihre Aktivitäten zur Herstellung und Vermarktung von Zink hat Vieille Montage fortgeführt. VM Building Solutions SAS ist heute weltweit für seine Produkte für die Gestaltung und den nachhaltigen Schutz von Dach und Fassade sowie für die Dachentwässerung bekannt.

Die Bemühungen der Gemeinde Kelmis, diese einzigartige Industriegeschichte für die Nachwelt aufzubereiten und zu dokumentieren, ist ein voller Erfolg. Es entstand ein interessanter Ort der Industriekultur mit passender Nachnutzung für die ehemalige Werksdirektion, Baujahr 1910, und das alte Bahnhofsgebäude. Am 14.09.2018 wurde das Museum mit offiziellem Museumsstatus vom Bürgermeister Louis Goebbels und Offiziellen der Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien als auch Vertretern der Politik feierlich eröffnet. Etwa 300 geladene Gäste konnten sich bei einem Rundgang von dem gelungenen Museumskonzept überzeugen. Das Museum Vieille Montage als auch die Region „Neutral-Moresnet“ sind einen Besuch wert.

Quelle

Zur Website des Museums (im Aufbau)

Presseartikel zu den Eröffnungsfeiern mit Fotostrecke

Website „Vieille Montagne History“

(Foto: Jonathan Lowy, London)

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