Neuer Bundesverband soll Industriekultur in Deutschland stärken – Gründungsversammlung in Dortmund am 1. April
Wie der LWL am 4. Februar mitteilte, soll die Szene der Industriekultur in Deutschland eine zentrale, schlagkräftige und bundesweit agierende Interessensvertretung erhalten. Akteure aus dem ganzen Bundesgebiet werden dazu am 1. April in Dortmund den „Bundesverband Industriekultur Deutschland e. V.“ gründen. Initiatoren des Projektes sind die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR), die als Träger von insgesamt 16 Industriemuseen zu den größten Akteuren im Bereich Industriekultur zählen. Der Verein wird seine Geschäftsstelle im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund beziehen.
„Die vielfältige und wachsende Szene der Industriekultur braucht dringend einen verbindlichen und mit einem Mandat ausgestatteten Ansprechpartner. Unsere Themen müssen stärker in die Gesellschaft und Politik kommuniziert und die Aktivitäten gebündelt werden“, erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. Ziel des Verbandes solle es sein, die Lobby der Industriekultur gegenüber der Politik zu stärken, aber auch die wachsenden Aktivitäten in Ost und West besser miteinander zu vernetzen.
„Die gesellschaftliche Relevanz von Industriekultur wächst bundesweit. Durch die Umnutzung von einstigen Schauplätzen vergangener Industrien für neue, kulturelle wie gewerbliche Zwecke weist die Industriekultur Wege in die Zukunft“, betont LVR-Kulturdezernentin Dr. Corinna Franz. „Im Rheinischen Braunkohlerevier spielen diese aktuellen Transformationsprozesse eine wichtige Rolle. Auch die Braunkohlegebiete in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben längst ihr touristisches, wirtschaftliches und kulturelles Potenzial entdeckt. Vor diesem Hintergrund wird eine gemeinsame Interessenvertretung immer dringender.“
Hintergrund
In den vergangenen Jahren hat die deutsche Sektion der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH) einen Teil der Lobbyarbeit übernommen. Dies ist jedoch weder die Kernaufgabe des touristischen Netzwerks, noch ist ERIH Deutschland eine eigene Körperschaft oder Rechtsform.
Da es ansonsten keine Einrichtung mit einem Mandat für die Bündelung der Interessen der Industriekultur in Deutschland gibt, haben sich unterschiedliche Protagonisten auf der Jahrestagung von ERIH Deutschland im März 2023 in Nürnberg zusammengefunden und eine gemeinsame Erklärung zur Notwendigkeit einer „systematischen und kontinuierlichen Förderung der Industriekultur durch den Bund“ abgegeben. Aus diesem von einem breiten Bündnis getragenen Impuls ging die Initiative zur Gründung des Bundesverbandes hervor.
Für einen Projektzeitraum von drei Jahren wird der neue Bundesverband Industriekultur mit insgesamt 300.000 Euro ausgestattet. Das Geld stammt aus Mitteln der LWL-Kulturstiftung sowie der regionalen Kulturförderung des LVR. Auch der Regionalverband Ruhr (RVR) als Träger der Route Industriekultur will sich finanziell beteiligen.
Die Einrichtung der Geschäftsstelle in Dortmund mit einer professionellen Geschäftsführung, Mitgliederakquise, Öffentlichkeitsarbeit und der Aufbau von Netzwerkstrukturen gehören zu den ersten Aufgaben des neuen Verbandes. Zum Abschluss der Pilotphase soll 2027 eine Tagung zur Zukunft der Industriekultur stattfinden.
Langfristig will der Verband in allen relevanten Bereichen rund um das Thema Industriekultur kompetenter Partner sein, ob es um Bildung, Beratung bei der Beschaffung von Fördermitteln, politische und rechtliche Unterstützung oder auch den Erhalt sowie die Nutzung von Industriedenkmälern als Orte für Wirtschaft, Freizeit und Kultur geht. Im Fokus ist auch die Zusammenarbeit mit einer möglichen zukünftigen „Bundesstiftung Industriekultur“.
Foto: Im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund findet am 1. April die Gründungsversammlung des Bundesverbandes Industriekultur statt.
LWL / Mona Dierkes