Denkmalschutz & Abriss

Wien: Mögliches Welterbe Achenseebahn in Gefahr / Heritage Alert Achenseebahn

Seit Ende März 2020 bekannt wurde, dass die Achenseebahn in Tirol durch den betriebswirtschaftlichen Konkurs akut von der endgültigen Zerstörung bedroht ist, kämpft nach eigener Mitteilung ICOMOS Austria in Absprache mit der österreichischen UNESCO-Kommission und der Welterbeabteilung der Republik Österreich um den Erhalt dieses einzigartigen technischen Ensembles. Ein Konkurs könnte die Zerschlagung der Eisenbahn und „die Versilberung“ ihrer Einzelteile zur Folge haben: Die originalen Lokomotiven und Waggons vom Eröffnungstag 1889 landen in irgendwelchen Museen, die Zahnstange geht nach Funchal auf Madeira. In Tirol bliebe lediglich ein grasbewachsener Bahndamm übrig…

Das Land Tirol hat zwar mustergültig den Schutz des UNESCO-Welterbes in sein Raumordnungsrecht aufgenommen, verfügt aber als letztes Bundesland in Österreich noch nicht über eine Welterbestätte.

Die kleine Bahn hätte aufgrund ihrer Einzigartigkeit durchaus das Potential, zum Kulturerbe der Menschheit (UNESCO-Welterbe) ernannt zu werden. Denn längst richtet sich die Strategie der UNESCO in Europa nicht mehr auf das 20. Kloster, die 30. Kirche oder das 10. Schloss; davon zählen in Europa schon zu viele zum Welterbe. Sehr wohl aber finden Verkehrswege in den einschlägigen Strategie-Papieren für Europa noch Erwähnung.

Diese 1886 geplante und 1889 in Betrieb gegangene Zahnrad-Dampfbahn ist Österreichs älteste Anlage ihrer Art. Teilweise mit Zahnradantrieb, teilweise im Adhäsionsbetrieb erklimmt die kleine Bahn 440 Höhenmeter zum Achensee. Was sie weltweit einzigartig macht, ist ihr bis heute authentisch erhaltener Betrieb mit den Dampflokomotiven und Wagons des Eröffnungstages.

Die zuständigen österreichischen Behörden für den Schutz solcher Anlagen vermeinen offensichtlich, dass der grundsätzlich sehr eng gefasste, nationale Denkmalschutz in Österreich eine klassische Unterschutzstellung nicht zu lässt. Dabei kennt das österreichische Denkmalschutzgesetz sehr wohl die Möglichkeit, Ensembles samt ihrem Zubehör unter Schutz zu stellen. Das ist aber bisher nicht erfolgt, wäre aber ganz im Sinne der UNESCO Welterbekonvention, die Österreich 1992-93 unterzeichnet hat. Die weltweite Konvention anerkennt explizit technische Ensembles als zu schützendes Kulturerbe der Menschheit.

Ein hochaktuelles Gutachten der beiden Eisenbahnhistoriker Toni Häfliger (Architekt BSA SIA Schweiz, ua Semmeringbahn) und Dr. Günter Dinhobl (Österreich) vom 10.5.2020, führt aus:

„Anhand der Würdigung ergibt sich – im Sinne der Ersteinschätzung – die Folgerung, dass die Achenseebahn im regionalen und nationalen Kontext eine eisenbahnhistorische Einzigartigkeit und Bedeutung besitzt. Die technische Gesamtanlage ist daher in der bestehenden Form schutzwürdig bzw. erhaltenswert.

Im internationalen Vergleich ist nach dem vorstehend dargelegten Wissenstand eine äußerst selten noch vorhandene Authentizität und Originalität, hinsichtlich eines durchgehenden Zahnrad- und Adhäsionsbetriebes mit weitestgehend originaler Infrastruktur und Rollmaterial, als begründet anzunehmen.“

Daraufhin hat ICOMOS International aktuell einen sogenannten Heritage Alert ausgelöst, der darauf hinweist, dass potentielles Welterbe gefährdet ist; einen weltweiter Apell, dieses Kulturgut mit allen auf nationaler Ebene zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen und zu erhalten. Der Brief erging unter anderem an: LH Günther PLATTER, LHStv. Mag. Ingrid FELIPE Saint Hilaire, Dr. Christoph BAZIL, Präsident des Bundesdenkmalamts sowie Florian MEIXNER, BA MA, Stellvertretender Generalsekretär der Österreichische UNESCO-Kommission.

Lesen Sie hier den Brief von ICOMOS International an die Verantwortlichen in Österreich im Original:

http://icomos.at/wordpress/wp-content/uploads/2020/05/Let_35_ICOMOS_Achenseebahn_20200519.pdf

Der Heritage Alert soll die Behörden ermuntern, einschlägige Stätten unter nationalen Schutz zu stellen, wenn ihnen internationale Bedeutung zukommt.

Am kommenden Montag, den 25.5.2020, ist die Prüfungstagsatzung zum Konkursantrag über die Achenseebahn AG. Da offensichtlich ausreichend Vermögen vorhanden ist, um das Konkursverfahren durchzuführen, wird es wegen der zahlreichen Interessenten für die Einzelteile rasch abgeschlossen sein. Dann hat das Vermögen versilbert zu werden, um die Gläubigerforderungen zu befriedigen. Damit kann das 131-jährige Geschichtsbuch dieser einzigartigen Bahn geschlossen werden.

(Pressemitteilung ICOMOS Austria)

Kontakt:

Prof. Mag. Herbert Klein
Mollardgasse 69/15
A-1060 Wien, Austria
Tel.: +43 (0) 1 5974764
Mobile: +43 (0) 664 7507 9989
kpv@gmx.at

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