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LWL erklärt Aeolian-Orgel in der Schlossbibliothek Detmold zum Denkmal des Monats Dezember 2025

Auch Musikinstrumente sind technische Denkmale, wie die entsprechende Abteilung des Deutschen Museums belegt. So stellt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Dezember 2025 eine selbstspielende Orgel vor:

Wer es nicht weiß, ahnt nichts von dem besonderen Klangzauber, den die im Südflügel des Detmolder Residenzschlosses gelegene Bibliothek entfalten kann. Denn die hochwertige Wandgestaltung in diesem Raum fungiert als Hülle eines nahezu unsichtbaren Instruments, dessen Klänge aus dem Verborgenen wirken sollten. 80 Jahre hat die denkmalgeschützte Orgel aufgrund eines Defekts nach einem Wasserschaden geschwiegen. Nun erklingt sie wieder – nach erfolgreicher Restaurierung unter Mitwirkung des LWL-Denkmalfachamtes. Deshalb hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Aeolian-Orgel jetzt nach eigenen Angaben als Denkmal des Monats Dezember ausgezeichnet.
„Nur wenige Baudenkmäler sind auch akustisch wahrnehmbar. Die prominentesten Vertreter dieser Denkmalkategorie sind die Orgeln, die fast ausschließlich in Sakralräumen zu finden sind. Die Anzahl der profanen Orgeln von historischem Wert ist verschwindend gering – umso wichtiger ist ihr Erhalt für die Denkmalpflege“, erklärt LWL-Denkmalpfleger Dr. Christian Steinmeier. „Als Zeugnis der höfischen Musikkultur ist die Detmolder Orgel in Westfalen einzigartig und nach derzeitigem Kenntnisstand in ganz Europa ohne vergleichbares Beispiel.“
Ein solches Exemplar ist die Aeolian-Orgel im Detmolder Residenzschloss. Hier ließ der musikliebende Leopold IV., bis zu seiner Abdankung im Jahr 1918 der letzte Regent des Fürstentums Lippe, während des Ersten Weltkriegs eine Orgel der US-amerikanischen Aeolian-Company einbauen. „Das Besondere an diesem Instrument: Es konnte händisch gespielt werden, verfügte aber auch über einen Selbstspielapparat, über den auf Notenrollen eingestanzte Kompositionen wiedergegeben werden konnten“, so Steinmeier. „Beim Abspulen einer Rolle werden pneumatische Impulse ausgelöst und über elektrische Trakturen Orgelpfeifen, Glockenspiel und Röhrenglocken zum Klingen gebracht.“


Diese klangerzeugenden Elemente wurden jedoch bewusst nicht repräsentativ in die Raumgestaltung integriert, sondern hinter der hochwertigen Wand- und Deckengestaltung verborgen. „Der Klang der Orgel sollte unsichtbar in den Raum hineinschweben und sich dort sphärisch, ja mystisch ausbreiten“, sagt Orgel-Denkmalpfleger Steinmeier. „Diese diffuse Form der Klangentfaltung passt gut zu den spätromantischen Kompositionen des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts.“ Tagebucheinträge Leopolds IV. belegen die rege Nutzung des Instruments durch eingeladene Künstler und den Fürsten selbst.
Nach einem vermutlich durch einen Wasserschaden ausgelösten Defekt an der Orgel wurde es um 1940 still in der Bibliothek. Eine Instandsetzung erfolgte nicht – auch, weil Leopold IV. 1949 verstarb. „Etwa 70 Jahre später begann der jetzige Eigentümer Stephan Prinz zur Lippe, sich mit den Möglichkeiten einer Instandsetzung auseinanderzusetzen – zusammen mit unserem Denkmalfachamt“, so Steinmeier. „Es folgten wissenschaftliche Untersuchungen, Konzepte, Ausschreibungen, Förderanträge und letztlich die ersehnte Restaurierung, die pünktlich zum Tag des offenen Denkmals abgeschlossen werden konnte.“ Was den Denkmalpfleger ebenso wie den Eigentümer besonders freut: „Bei der Restaurierung konnte der unverändert überlieferte Originalbestand erhalten werden, erneuert wurden ausschließlich Verschleißteile.“

Soundtrack einer Epoche – so klang es am Hof um 1900
Wie klang ein kleines Fürstentum im Deutschen Reich am Vorabend des Endes von Monarchie und Kaiserreich? Die musikalisch-auditiv greifbare Quellenlage ist dürftig, sodass man hierzu lange Zeit nur Vermutungen anstellen konnte. „Mit der Wiederbelebung der Detmolder Aeolian-Orgel ist es nun möglich, das Ohr an den Hauch der Geschichte zu legen. Gepaart mit dem umfangreichen Rollenbestand kündet die Orgel eindrucksvoll vom Musikverständnis und den Hörgewohnheiten einer ganzen Epoche. Hören Sie doch einmal rein“, so Steinmeier.

https://www.lwl-dlbw.de/de/denkmaeler-entdecken/denkmal-des-monats/detmold-aeolian-orgel

Hintergrund: Denkmalwert der Orgel
In Bezug auf Material, Technik und Klang zählt die Aeolian-Orgel des Detmolder Schlosses zu den am besten überlieferten historischen Instrumenten in Westfalen-Lippe. Sie ist zudem eines der wenigen erhaltenen Beispiele halbautomatischer Musikinstrumente der Aeolian Company.

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